Hier finden Sie einen kurzen Artikel über das ThemaPotenzstörungen, mit dem man sicher ganze Bücher füllen könnte.
Ich orientiere mich hierbei an den Erfahrungen die ich in meiner Praxis gemacht habe. Selbstverständlich gibt es noch andere Ursachen für Impotenz, als die hier beschriebenen. Viel Freude beim lesen!
Potenzstörungen
Ein Wort, das vielen Menschen Sorge macht und das sofort „schlimme“ Bilder in unserem Kopf generiert… Doch zunächst einmal: Was ist eigentlich eine Potenzstörung? Ist es eine pathologische Störung, wenn „er“ hin und wieder mal nicht so „funktioniert“ wie er soll? In den Augen der meisten Männer wohl schon. Doch sind auch Männer keine Maschinen. Und die Potenz hängt von vielen Faktoren ab und ist zudem vegetativ gesteuert, das heißt, wir haben nur bedingt Einfluss auf ihr Funktionieren. Ursprünglich wurde mit Potenz die Fähigkeit des Mannes bezeichnet, Kinder zu zeugen und den Geschlechtsakt zu vollziehen. Heute meinen wir oft etwas Anderes, wenn wir von Potenz sprechen: In der Regel sprechen wir von Potenz als der Fähigkeit des Mannes zu Erektion und Ejakulation.
Und diese Fähigkeit, die nur eingeschränkt von uns gesteuert werden kann, kann durch verschiedene Faktoren gestört sein:
Hier einige mögliche Ursachen die eine Störung der Erektion und/oder Ejakulation hervorrufen können:
-Alter
-Medikamente (zb. Beta-Blocker)
– Psychische Anspannung, Ängste, Traumata und STRESS
– Partnerschaftliche (Nicht-)Kommunikation (daraus resultierend: STRESS)
– körperliche Einschränkungen zb. Prostata OP
Wer betroffen ist spricht in den meisten Fällen nicht offen darüber. Obwohl wir einerseits in einer Gesellschaft leben die so „oversext“ ist, wird dieses Thema nach wie vor gerne tabuisiert, oft sogar in der eigenen Partnerschaft.
Zu groß ist die Scham über das eigene „Versagen“ das viele Männer empfinden, wenn „er“ nicht mehr so funktioniert wie er soll.
Man(n) hat zu funktionieren.
Und wenn nicht…?
Meistens versuchen Männer als erstes eine praktische Lösung zu finden, oft sogar, ohne dies mit Ihrer Partnerin zu besprechen. „Ich mach das schon irgendwie“ ist die Devise.
Männer sind Macher, und das ist ja auch gut so. Nicht selten sitzen in meiner Beratung dann Männer, die „ein Problem“ festgestellt haben und nun auf eigene Faust versuchen, dieses zu lösen. Sozusagen bevor es auffällt.
In der Hoffnung, mit einem „tantrischen Trick“ alles wieder in den „Normalzustand“ („er“ funktioniert wieder) versetzen zu können kommen Menschen dann zu mir in die Beratung und sind dann mitunter enttäuscht, dass ich keine „ruckzuck-Lösung“ parat habe. (das ist kein Witz)
Wenn die Widerherstellung des gewünschten „Normalzustandes“ nicht zu erreichen ist, weil ich zb. meinen Betablocker nicht absetzen kann/will oder weil die Potenz aufgrund einer Prostata-OP gelitten hat, dann sehen sich viele Männer mit tiefen Zweifeln und Unsicherheiten konfrontiert.
Männer scheinen sehr mit Ihrem Geschlecht, und dessen Funktionieren identifiziert zu sein. Dies fällt lange nicht auf. Solange, bis etwas nicht mehr so klappt wie es soll.
Und dann?
Oft gibt es nicht nur einen einzigen Grund für die nachlassende oder aussetzende Potenz.
(siehe oben).
Manches kann man ausschalten. Etwa, indem man sich überlegt, ob und wie man den Betablocker los werden könnte (vielleicht entgegen der Ansicht Ihres Arztes: das geht, es ist nur sehr viel unbequemer als eine Tablette zu schlucken und sonst sein altes Programm weiter zu fahren). Oder indem man sein Leben auf bewusste und unbewusste Stressfaktoren hin untersucht. Und diese mit der entsprechenden Änderung seiner Lebensweise ausschaltet.
Fakt ist: in den meisten Fällen ist die Übernahme von Selbstverantwortlichkeit gefragt.
(Außer man hat kein Problem auf Viagra oder andere Mittel zurückzugreifen)
Die Schnelle Instant Lösung gibt es hier meistens eher nicht.
Und was ist, wenn die Potenz nicht widerherzustellen ist?
Im schlimmsten Fall kann dies meine Partnerschaft bedrohen.
Verständlich ist, dass der Verlust der Potenz Angst macht und Unsicherheit verursacht.
Bin ich noch ein Mann, bin ich noch liebenswert? Liebt meine Frau mich noch wenn ich es ihr nicht mehr „besorgen“ kann?
Interessant ist, dass die Unsicherheit in der Regel „im (Beziehungs)raum“ ist.
Nicht nur der Mann hat Zweifel und Sorge über die er nicht spricht. Frau fragt sich besorgt: Liegt es an mir? Bin ich ihm nicht mehr attraktiv genug? Aber die Wenigsten sprechen offen über das Thema. Dies kann dazu führen, dass einer oder beide sich zurück ziehen, Sexualität vielleicht zukünftig meiden oder auf „kuscheln“ reduzieren und jeder allein bleibt mit seinen Fragen Unsicherheiten und Ängsten. „Wir sind halt nicht mehr 20…könnte man sich dann trösten“. Und im Inneren traurig und frustriert fragen ob es das nun gewesen ist..
Wie kommt man nun raus aus dem Dilemma?
Zunächst einmal:
Sprechen Sie über Ihr Problem. Vielleicht als erstes mit einem vertrauten oder einem guten Freund. Vielleicht werden Sie erstaunt feststellen dass sie nicht alleine sind mit der Thematik. Ein gutes Gespräch unter Männern löst noch nicht das problem, aber macht die Sache auf jeden Fall leichter aushaltbar.
Noch wichtiger ist aber: egal wie schwer es fällt…sprechen sie mit ihrer Liebsten.
Sprechen sie über ihre Situation und das was es mit Ihnen macht. Nein…es ist absolut nicht unmännlich zuzugeben, dass man unsicher ist, dass man Sorge hat, dass die Partnerin einen vielleicht nicht mehr liebt oder dass man Angst hat verlassen zu werden wenn man nicht „liefert“.
Das Bild von „stark sein“, das die meisten Männer in ihren Köpfen implantiert haben ist in der Regel nicht das was Frauen tatsächlich für männlich halten.
Es kostet Mut diesen Schritt zu gehen, sicherlich. Aber, in den allermeisten Fällen werden sie merken, dass Ihre Liebste erleichtert aufatmet und sie keineswegs als „unmännlich“ empfindet. (eher im Gegenteil. Wahre Stärke beinhaltet für die allermeisten Frauen auch, dass man sich verletzlich zeigen kann)
Eine Selbstoffenbarung öffnet den gemeinsamen Beziehungsraum. Sie können sich ehrlich begegnen und dann auch miteinander gemeinsam Lösungen finden. Dieses Miteinander kann sehr verbindend sein und auch Paare die schon sehr lange zusammen sind in ganz neue Tiefen partnerschaftlicher Nähe führen.
Entweder gelingt es, gemeinsam einen Weg zu finden die gestörte oder verlorene Potenz widerherzustellen. Oder man kann zusammen neue Wege finden. Viele Männer sind in Ihrer Sexualität sehr auf ihr Stehvermögen fixiert und auch beschränkt. Jenseits des „üblichen Programms“ gibt es oft nicht viel. Einfach weil es einem Niemand zeigt und es keine Notwendigkeit gab, mal links und rechts zu schauen solange alles „funktioniert“ hat.
Dieses „nicht mehr funktionieren“ kann eine echte Chance sein herauszufinden, was noch möglich ist. Wie möchte ich berührt werden? Wer bin ich als Mann, wenn ich die Fixierung auf eine Erektion oder gar auf eine Ejakulation los lassen und mich einfach der Berührung und den Wellen der Lust anvertrauen kann? (Denn Lustgefühl ist NICHT abhängig von einer Erektion oder Ejakulation!!)
Vielleicht erlebe ich, dass ich als Mann im reiferen Alter ganz andere Bedürfnisse nach Zuwendung und sich verändernde Ansprüche an meine Sexualität habe? Oder ich kann erleben, dass meine Frau mir sagt, dass sie sich Nähe ganz anders wünscht, sich nur nicht getraut hat, das mal zu sagen, weil sie dachte (das klassische Spiel: er denkt dass sie denkt und sie denkt dass er denkt..und keiner spricht…klingt verrückt. Ist aber klassisch), dass es mir als Mann so wichtig ist „Sex“(=Penetration) zu haben…
Wenn Mann sich traut sich zu sich selbst und dann zu seiner Partnerin zu öffnen ist das eine riesige Chance auf mehr Nähe, mehr verbundenheit, eine neue Art von Sinnlichkeit und Sexualität.